Innenentwicklung von Dörfern im Land Brandenburg
Die wirtschaftlichen und demografischen Trends, die sich zudem gegenseitig beeinflussen und mit anderen Entwicklungen überlagern, führen zu neuen Problemlagen und strukturellen Herausforderungen für die Dorfentwicklung im Land Brandenburg. Zu den zentralen aktuellen und zukünftigen Entwicklungsfragen der Dörfer zählen:
· Struktureller Gebäudeleerstand: Der Leerstand an nicht mehr genutzten Gebäuden nimmt zu. Insbesondere in den Ortskernen befinden sich inzwischen oftmals neben modernisierten Wohnhäusern auch leerstehende Gebäude. Ei-ne Perforation der Ortsinnenbereiche zeichnet sich ab.
· Ausdehnung der Siedlungsflächenentwicklung: Nicht nur in den metropolnahen Dörfern haben zahlreiche, oftmals angebotsorientierte Baulandausweisungen zu einer erheblichen Ausdehnung der Siedlungs- und Verkehrsfläche geführt, die sowohl mit umfangreichen Freirauminanspruchnahmen als auch mit langfristigen Folgekostenbelastungen für die Bewohner einhergehen.
· Gefährdung des baukulturellen Erbes: Neue Baugebiete sowie Modernisierungen von Wohn- und Nebengebäuden mit vielfältigen neuen Baustoffen haben die äußere Struktur und Gestalt der Dörfer bereits erheblich verändert.
· Tragfähigkeitsprobleme der Infrastruktur: Der Bevölkerungsrückgang bewirkt eine kritische Unterauslastung von öffentlichen und privaten Infrastruktureinrichtungen und –anlagen. Ökonomische Tragfähigkeitsprobleme führen letztlich zur Schließung von Einrichtungen und zu einem Rückzug aus der Fläche. Mit dem Verlust von Einrichtungen verlieren die Dörfer zugleich wichtige Kommunikationspunkte und damit auch ihre Identität. Die Aufrechter-haltung der Daseinsvorsorge stellt eine der größten Herausforderungen dar, denn angesichts dieser Entwicklungsfragen rückt die Innenentwicklung der Dörfer als strategische Zukunftsaufgabe in den Fokus der Entwicklung ländlicher Räume in Brandenburg.
Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, wie das zentrale Ziel der Raumordnung, gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Teilräumen zu schaffen, durch eine Stärkung der Dörfer als Wohn- und Wirtschaftsstandorte und eine Mindestausstattung mit Einrichtungen der Daseinsvorsorge gefördert werden kann. Die bisherigen Ansätze und die veränderten Rahmenbedingungen eröffnen zugleich auch Chancen und neue Entwicklungspotenziale, die es zu nutzen gilt. So bietet die Dorfentwicklung im Rahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) mit ihrem bewährten, sehr bürger- und mitwirkungsorientierten Planungsansatz günstige Voraus-setzungen für eine erfolgreiche Bewältigung der neuen Herausforderungen. Für die Dörfer Brandenburgs liegen 0bereits weitgehend Entwicklungskonzepte vor, an die erfolgreich angeknüpft werden kann. Diese gilt es im Hinblick auf die neuen Herausforderungen kritisch zu überprüfen. Die neuen Problemlagen der Dörfer sind zu erfassen und dafür passende Lösungsstrategien zu entwickeln. Dabei müssen die Trends und Risiken realistisch abgeschätzt, aber zugleich auch die sich bietenden Potenziale und Chancen identifiziert und genutzt werden. Im Mittelpunkt stehen zweifellos die Innenentwicklung der Dörfer mit einer Aufwertung der Ortskerne und die Sicherung und qualitative Weiterentwicklung der Daseinsvorsorge.
Als Ergebnis des Forschungsvorhabens mit zahlreichen Fallstudien und Beispielen wird ein Handlungsleitfaden erstellt, der Hinweise zu sektorübergreifenden und regional abgestimmten Ansätzen für eine solche Dorfinnenentwicklung gibt. Die Empfehlungen beruhen auf einer sorgfältigen Analyse von innovativen und erfolgreichen Fallbeispielen aus Brandenburg und zeigen beispielhafte Lösungsmöglichkeiten auf. Als wesentliche Erfolgs-faktoren haben sich dabei
▪ die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements und der privaten
Initiativen,
▪ der Ausbau von Netzwerken mit privaten und öffentlichen Akteuren sowie
▪ die Intensivierung der regionalen und interkommunalen Kooperationen
herausgestellt.
Laufzeit: 6/2007-3/2009
Auftraggeber: Ministerium für ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg
Ansprechpartner: Prof. Dr.–Ing. habil. Th. Kötter
Link: www.mlul.brandenburg.de/media_fast/4055/Leitfaden-Dorfinnen2009.pdf